Kriegskind
Bombenkrieg
Trotz des allgemeinen Chaos wuchs ich, getauft auf den Namen Peter,
geboren im April 1939, im Suhrsweg in Hamburg-Barmbek
einigermaßen behütet auf. Mein Vater Otto hatte das Glück, nicht als
Soldat an der Front verheizt zu werden, sondern durfte stattdessen in
Neumünster Flugzeugteile zusammenschrauben – was natürlich direkt
und indirekt auch nur zur Verlängerung des großen Irrsinns beitrug, aber
das haben wir als Kinder damals nicht groß hinterfragt. Die Erwachsenen
behaupteten, alles wäre „fürs Vaterland“, und wir Kinder nickten brav,
ohne recht zu verstehen, worum es dabei eigentlich ging.
Während der schweren Bombardierungen auf Hamburg im Jahr 1943 –
die Aktion Gomorrha - hatte man uns, also meine Mutter und mich,
kurzerhand nach St. Peter an der Nordseeküste evakuiert. Doch selbst
dort blieb man nicht von nächtlichen Bombenalarmen verschont. Ich
erinnere mich daran, wie wir in dunklen Stunden aufs freie Feld
taumelten, um den Detonationen zu entkommen, und dabei fasziniert den
sogenannten „Tannenbäumen“ zuschauten – einer Art Leuchtraketen,
die von britischen Flugzeugen abgeworfen wurden, damit die Piloten ihre
Ziele in der Nähe von Husum besser im Visier hatten. Ich weiß, das klingt
heute etwas makaber: Wir fanden das Spektakel damals gewissermaßen
„spannend“, einen strahlend hell erleuchteten Himmel mit tanzenden
Tannenbäumen.